Die DRF Luftrettung ist Mitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit und engagiert sich für die Weiterentwicklung der prähospitalen Diagnostik. Dr. Marcus Rudolph, Leiter Forschung & Medizinisches Qualitätsmanagement, gibt einen Überblick über die Maßnahmen und Methoden, die die DRF Luftrettung anwendet.
In der prähospitalen Notfallmedizin müssen Notfallsanitäter und Notärzte binnen kurzer Zeit teils weitreichende Entscheidungen treffen. Am Einsatzort, sei es nun die Patientenwohnung oder die Straße, muss das Team kritisch kranke Patienten behandeln, hat dafür aber im Gegensatz zur Klinik nur sehr wenige technische diagnostische Möglichkeiten, was das Stellen der korrekten Diagnose und das Durchführen der Therapie erschwert. Jahrelang waren außer Stethoskop, EKG und Blutzuckermessung keine weiteren Möglichkeiten gegeben.
Mittlerweile setzt die DRF Luftrettung zahlreiche Neuentwicklungen ein, um die prähospitale Diagnose genauer zu stellen und sicherer zu machen. Bisher konnte man bei Patienten mit Herzproblemen nur ein Routine-EKG ableiten - die moderne Technik erlaubt es nun, ein EKG mit 22 Kanälen abzuleiten und darüber hinaus einen Marker zu berechnen, der das kardiale Risiko einschätzen kann. Dies verbessert die Versorgung von Herzpatienten enorm, auch die aufnehmende Klinik kann bereits frühzeitig informiert werden, so dass wertvolle Zeit gespart werden kann.
Um die körperliche Untersuchung zu verbessern, hat die DRF Luftrettung schon vor mehr als 20 Jahren die präklinische Sonographie eingeführt und geschult. Nun kommen die modernsten Geräte zum Einsatz, das Team kann "in den Patienten hineinschauen" und beispielsweise Probleme des Herzens oder innere Blutungen detektieren und behandeln. So können Erkrankungen oder Verletzungen schneller erkannt und das am besten geeignete Krankenhaus besser ausgewählt werden. Dieser Wissenszugewinn bringt dem Patienten zusätzliche Sicherheit.
Zunehmende Sicherheit durch neue diagnostische Methoden
Bis vor kurzem konnte im Rettungsdienst nur eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, die den Blutzuckergehalt messen konnte. Seit zwei Jahren führen die Hubschrauber der DRF Luftrettung mit dem Blutgasanalyse-Gerät ein kleines Labor mit, in dem mehr als 20 Parameter (wie z.B. Elektrolyte, Sauerstoffgehalt, Menge der roten Blutkörperchen, Nierenfunktion) gemessen werden können. So können die Einsatzkräfte am Einsatzort anhand der Laborergebnisse die Therapie optimieren, wie es früher nur nach Klinikaufnahme möglich gewesen wäre. Die DRF Luftrettung geht noch einen Schritt weiter: In Kooperation mit dem Klinikum Ludwigsburg wird ein spezieller Bluttest evaluiert, der sicher Hirnblutungen identifizieren kann. So kann man bereits bei der Erstversorgung sehen, was sonst nur mit einer Röntgenuntersuchung in der Klinik möglich wäre, und kann dies in die Auswahl der benötigten Ressourcen in der Zielklinik einbeziehen.
Die DRF Luftrettung optimiert permanent die Diagnostik, um Notfallpatienten noch sicherer zu versorgen. Die Messung des Sauerstoffgehalts des Körpers mittels dem sogenannten Pulsoxymeter ist ein Standard. Im Rahmen einer Studie wird auch der Sauerstoffgehalt des Gehirns gemessen, somit kann eine optimale Versorgung des Gehirns mit Nährstoffen angestrebt werden.
All diese neuen Verfahren wurden entwickelt, um die Diagnostik und Therapie des Patienten zu optimieren, das Know-how eines Krankenhauses durch den Hubschrauber bereits an die Einsatzstelle zu bringen und somit durch eine frühzeitige und genauere Diagnosestellung im Rettungsdienst einen wesentlichen Schritt zur Patientensicherheit beizutragen.
Autor: Dr. Marcus Rudolph, Leiter Forschung & Medizinisches Qualitätsmanagement bei der DRF Luftrettung.