Ein Frontalzusammenstoß zweier PKW in der Oberpfalz mit sechs Verletzten zieht die Alarmierung dutzender Einsatzkräfte nach sich. Gleich fünf Rettungshubschrauber landen am Einsatzort – einer sogar aus dem benachbarten Ausland. Die Crew des Christoph Nürnberg unterstützt die Versorgung einer eingeklemmten Person und transportiert sie in die Klinik.
Die Sonne bewegt sich bereits gen Horizont, als an einem Abend Mitte Juni die Melder der Station Nürnberg ertönen. Die Crew des Christoph Nürnberg wird zu einem Verkehrsunfall mit sechs schwer verletzten Personen gerufen. Der fast 110 Kilometer entfernte Einsatzort ist eine Landstraße nahe Neunburg vorm Wald (Bayern). Es handelt sich um einen sogenannten Massenanfall von Verletzten – in Fachkreisen auch als „MANV“ abgekürzt. Das sind Schadenslagen, bei denen eine große Anzahl von Verletzten besondere Maßnahmen zur Notfallrettung erfordert, weil die örtlich verfügbaren Rettungsmittel begrenzt sind. Die Leitstelle alarmiert parallel mehrere RTW, NEF, Freiwillige Feuerwehren, die Polizei und weitere Hubschrauber. Darunter sind Christoph 80 (DRF-Station in Weiden), Christoph 20 (ADAC-Station in Bayreuth), ein Polizeihubschrauber aus Roth und Kryštof 7 – der Rettungshubschrauber aus dem tschechischen Pilsen.
Christoph Nürnberg landet als zweiter RTH am Einsatzort. Der vierköpfigen Crew offenbart sich bei Ankunft ein dramatisches Bild: zwei völlig zerstörte Fahrzeugwracks stehen auf der Fahrbahn, verstreute Fahrzeugteile, etliche Einsatzkräfte – die schon vor Ort sind oder gerade eintreffen. Die beiden PKW scheinen frontal ineinander gekracht zu sein. Es gibt mehrere teils schwer verletzte Personen.
Crew unterstützt Rettung aus Fahrzeug
Die Nürnberger Crew soll bei der Versorgung einer Frau unterstützen. Die Patientin ist im verunfallten PKW eingeklemmt und schwer verletzt. Die Verdachtsdiagnose lautet Polytrauma. Damit sind Mehrfachverletzungen gemeint, bei denen mindestens eine oder die Kombination der Verletzungen lebensbedrohlich ist.
Die Notärztin gelangt in das Innere des Unfallwagens und kann dort die Erstversorgung sowie die Betreuung der Patientin übernehmen. Währenddessen arbeiten die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr unter Einsatz von Schere und Spreizer an der technischen Rettung der Eingeklemmten. Sie können mit den schweren Geräten und unter hohem körperlichem Einsatz die Seitentür des Fahrzeugwracks heraustrennen und einen Zugang zur Patientin schaffen. Über diesen wird sie mit dem Spineboard aus dem Auto gerettet, auf die Trage gelegt und mit der Vakuummatratze immobilisiert.
Zunächst erfolgt eine Versorgung im RTW. Die junge Frau erhält eine Infusion, Schmerzmittel, Schienen für mehrere Knochenbrüche und eine Beckenschlinge. Im Anschluss wird sie in Narkose gelegt und beatmet. Der Transport in den Schockraum des Klinikums Nürnberg erfolgt an Bord von Christoph Nürnberg.
Vier weitere Verletzte können sowohl mit luft- als auch bodengebundenen Rettungsmitteln in umliegende Kliniken verbracht werden. Eine Person verstarb trotz aller Bemühungen noch am Unfallort.
Komplexe Einsatzsituationen wie diese sind fordernd. Einsatzkräfte müssen sehr viele Entscheidungen unter hohem Zeitdruck treffen: die richtige Priorisierung bei der notfallmedizinischen Versorgung, die Wahl der passenden Maßnahmen und Rettungsmittel – medizinisch wie technisch, der gleichzeitige Transport vieler kritisch verletzter Patienten in umliegende Kliniken. „Hier ist die Zusammenarbeit aller Hilfsorganisationen wichtig – in diesem Fall sogar über Ländergrenzen hinaus”, betont die Crew von Christoph Nürnberg.
Mit dem zusätzlichen Rettungshubschrauber aus der Tschechischen Republik kann die Flexibilität beim Transport der Patienten nochmals erhöht werden. Je mehr Rettungshubschrauber vor Ort verfügbar sind, desto mehr Patienten können im Bedarfsfall auch schnellstmöglich in weiter entfernte Kliniken der Maximalversorgungsstufe transportiert werden.
Fünf Menschen können die Retter und Retterinnen bei diesem Einsatz das Leben retten. Dennoch ist es für alle Rettungskräfte der schwierigste Teil ihrer Arbeit, wenn – trotz aller Bemühungen – Menschen versterben.
Über die DRF Luftrettung
Die Luftrettung mit Sitz in Filderstadt ist eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas.