Die Kollegen der Station Göttingen werden zu einem Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Personen gerufen. Das Problem: Der genaue Einsatzort ist aufgrund der fehlenden Ortungsmöglichkeit unklar. Die Crew soll deswegen die Suche aus der Luft unterstützen.
Am frühen Abend des 20.05.2024 wird der Göttinger Rettungshubschrauber Christoph 44 zu einem Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Personen alarmiert. Die Hubschrauber-Crew – Pilot und Stationsleiter Dennis Lauterberg, Notarzt Dr. med. Nils Kunze-Szikszay und der leitende Notfallsanitäter Christian Schulze – erfahren von der Regionalleitstelle Göttingen, dass es sich um einen roten PKW handele, der im Bereich Hann. Münden von der Bundestraße abgekommen sei.
Zwar kann das im Fahrzeug verunfallte Ehepaar den Notruf selbst absetzen, jedoch gibt es zwei Herausforderungen, die den Rettungskräften die genaue Lokalisierung erschweren: Einerseits bricht der Telefonkontakt zu den Verletzten immer wieder ab, wodurch die Kommunikation eingeschränkt wird. Zum anderen ist Ortung des Handys aufgrund der unzureichenden Netzabdeckung an der Einsatzstelle nicht möglich.
Da der genaue Unfallort somit unklar ist, soll der Rettungshubschrauber die Bundesstraßen rechts und links des Flusses Weser zwischen Hemeln und Hann. Münden nach dem Fahrzeug absuchen. Dafür bleiben jedoch nur die bisher mündlich übermittelten Anhaltspunkte, mit denen das ungefähre Suchgebiet abgesteckt werden kann. „Das ist allerdings ein etwa zehn Kilometer langer Streifen aus Wald und Wiesen – und am Boden teils unübersichtlich“, so Christian Schulze. Die Suche kostet Zeit. „Aus der Luft haben wir oft einen besseren Überblick und können das Fahrzeug womöglich schneller finden – und die Kollegen am Boden dann sogar zum Unfallort lotsen.“
Je schneller die verunfallten Personen versorgt werden, desto besser – vor allem bei lebensbedrohlichen Verletzungen. Parallel zu den Kollegen des Christoph 44 suchen die ebenfalls alarmierte Freiwillige Feuerwehr, der Rettungsdienst sowie die Polizei das weiträumige Gebiet nach dem Unfallfahrzeug ab.
Die ersten Überflüge des ausgewiesenen Suchgebietes bleiben für Christoph 44 zunächst ohne Ergebnis. Nach circa 25 Minuten Suchflug jedoch die Entdeckung: Notarzt Nils Kunze-Szikszay sieht das Fahrzeug beim Blick durch das Seitenfenster. „Es befand sich an einer Haarnadelkurve der Bundesstraße mitten im Wald“, so Nils Kunze-Szikszay. Der PKW hatte an der Unfallstelle zwischen Lutterberg und Bonafort die Leitplanke durchbrochen, rutschte die Böschung hinunter und blieb – von der Straße aus nur schwer sichtbar – auf der Seite liegen.
Die Crew von Christoph 44 informiert per Funk die Leitstelle Göttingen sowie die weiteren Einsatzkräfte am Boden über die genaue Position des verunfallten Ehepaares und landet im Anschluss oberhalb des Waldgebietes. Von dort aus lässt sich die Besatzung per Anhalter zur Einsatzstelle fahren.
Nach Ankunft der Rettungskräfte wird das Fahrzeug zunächst gegen Absturz gesichert. Beide Insassen sind bei Bewusstsein, mit sichtbar nur leichten Verletzungen, können sich aber nicht aus dem Fahrzeug befreien. Die Feuerwehr Hann. Münden kann durch Einsatz von Schere und Spreizer einen Zugang zu den Patienten schaffen, woraufhin sie zügig mit Spineboard und Steckleitersatz aus dem Fahrzeug gerettet und die Böschung hinauftransportiert werden.
Die Erstuntersuchung am Unfallort durch den örtlichen Notarzt, den Rettungsdienst und die Hubschrauberbesatzung führt zum Verdacht auf Schleudertrauma und leichte Prellungen. Beide Patienten werden mit bodengebundenen Rettungsmitteln zur weiteren Behandlung in das nahe gelegene Klinikum Hann. Münden transportiert. Christoph 44 kehrt zurück zur Station am Universitätsklinikum Göttingen.