Lebensrettend bei massivem Blutverlust: Rot-weiße Hubschrauber fliegen mit Blut- und Plasmakonserven zu Einsätzen

Kühlboxen mit Heliblut vor einem Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung

In einer Kühlbox (rechts) wird das Blut bei ca. vier Grad gelagert und bei der Transfusion durch ein Blutwärmegerät (links) auf 37 Grad erwärmt. (Quelle: DRF Luftrettung)

Equipment wird in den Rettungshubschrauber geladen

Im Herbst 2019 stattete die Crew von Christoph 47 in Greifswald ihren Hubschrauber zum ersten Mal standardmäßig mit Blut- und Plasmakonserven aus. (Quelle: DRF Luftrettung)

Im Jahr 2019 startete der Greifswalder Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung als erster in Deutschland standardmäßig mit Blut- und Plasmakonserven an Bord zu seinen Einsätzen. Wenige Monate später folgte die Mannheimer Luftrettungsstation. Mittlerweile verfügen auch die Stationen Christoph 51 (Stuttgart), Christoph Regensburg und Christoph Berlin über Konserven und wenden bei Bedarf entsprechende Verfahren an. Die DRF Luftrettung unternimmt damit einen wichtigen Schritt zur Optimierung der medizinischen Versorgungsqualität der Bevölkerung. Leidet ein Notfallpatient unter massivem Blutverlust, schwebt er unmittelbar in Lebensgefahr – zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall –, dann kann die schnelle Gabe von Blut und Blutprodukten direkt am Einsatzort entscheidend sein. In dieser Situation kann deren Verfügbarkeit an Bord der Hubschrauber Leben retten.

Autoren
Claudia Lenk
Claudia Lenk
Leiterin Unternehmenskommunikation
Filderstadt
DRF Luftrettung
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Kommunikation & Marketing
Filderstadt
Aufgrund ihrer Schnelligkeit erreichen unsere Hubschrauber schwer verletzte oder erkrankte Notfallpatienten häufig als erstes Rettungsmittel.
- Dr. Jörg Braun, Fachbereichsleiter Medizin der DRF Luftrettung.

Wissenschaftlich geprüftes Verfahren in Kooperation entwickelt

Das Verfahren für den Transport von Blut- und Plasmaprodukten hat die DRF Luftrettung in Mannheim in Kooperation mit dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen sowie den Universitätskliniken Mannheim und in Greifswald zusammen mit der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt. Zudem hatte die Stiftung der DRF Luftrettung das Forschungsprojekt „HeliBlut“ mit Mitteln in Höhe von 15.000 Euro unterstützt. In zahlreichen wissenschaftlichen Test konnte so der Einfluss der besonderen Lager- und Transportbedingungen im Hubschrauber auf den Gerinnungsfaktor und die Qualität der Blutbestandteile untersucht werden, bevor es im Echtbetrieb eingeführt wurde. Um die Haltbarkeit der Blutprodukte zu gewährleisten, werden diese in speziellen Kühlboxen bei ca. vier Grad Celsius gelagert und erst bei der Transfusion wird das Blut dann auf 37 Grad erwärmt. 

Langfristig beabsichtigt die DRF Luftrettung, an weiteren ausgewählten Stationen ein entsprechendes Verfahren zu etablieren und damit die medizinische Notfallversorgung der Bevölkerung auch in anderen Regionen nachhaltig zu verbessern. So wurden 2021 Christoph Regensburg und Christoph 51 (Stuttgart) sowie im November 2024 auch Christoph Berlin standardmäßig mit Blut- und Plasmakonserven ausgestattet. Ohne dieses Verfahren werden schwer verletzte Patienten mit hohem Blutverlust derzeit am Einsatzort und im Hubschrauber nur mit einfachen Infusionslösungen versorgt. Erst im Krankenhaus können die oft lebensentscheidenden Blutkonserven gegeben werden.

Das Verfahren zum Einsatz von Blut- und Plasmaprodukten

Grafische Darstellung des Einsatzes von HeliBlut

Für den Einsatz von Blut- und Plasmaprodukten in der Luftrettung wurde ein eigens entwickeltes und streng geprüftes Verfahren benötigt.

Bei dem eigens entwickelten Verfahren wird zunächst in der Blutbank (Klinikum) eine Kühlbox mit Blut- und Plasmaprodukten befüllt (1). Die Box kann ihren Inhalt bis zu 72 Stunden konstant und autark auf 4 Grad kühlen. Nun transportiert ein zertifizierter Botendienst diese Box zur Station (2). An der Station angekommen, wird die Kühlbox einsatzbereit im Hubschrauber verstaut (3). Wird die Box in einem Notfall geöffnet, kommuniziert die Crew dies noch am Einsatzort an die Blutbank. Dort macht sich ein Bote mit einer neuen Box auf den Weg zur Station (4).

Nach dem Einsatz fliegt der Hubschrauber mit der verwendeten Box zurück zur Station (5) und nach der Anlieferung einer neuen Box, bringt der Bote die im Einsatz geöffnete zurück in die Blutbank (6).

Kommen die im Hubschrauber mitgeführten Blut- und Plasmaprodukte nicht zum Einsatz, wird die Kühlbox dennoch jeden Morgen gegen eine neue Box ausgetauscht. Die Box des Vortages geht zurück zur Blutbank, wo das Blut nach eingehender Kontrolle wieder zur Verfügung steht.