Schwerer Verkehrsunfall am Victoriasee: DRF Luftrettung fliegt Rettungsmission nach Uganda
Ein tragischer Unfall im ostafrikanischen Uganda erfordert die Repatriierung eines jungen Mannes nach Deutschland. Die Besatzung des Learjets der DRF Luftrettung macht sich auf den Weg: 6.000 Kilometer, zwei Zwischenstopps und achteinhalb Stunden später landen die beiden Piloten und die medizinische Crew am Ufer des Victoriasees.
Die seelischen Folgen des Ereignisses waren bei dem Patienten tiefgreifend, das war deutlich spürbar.Dr. Johannes Meyer, Flugarzt im Ambulanzjet der DRF Luftrettung
Bei einem privaten Ausflug wurde der 26-jährige, der als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Afrika arbeitete, schwer verletzt. Sein Fahrzeug kollidierte mit einem Motorrad, zwei Menschen starben, einer der beiden war ein Freund des Patienten. Er selbst zog sich Brüche und Prellungen sowie mehrere Weichteilverletzungen an Rumpf und Extremitäten zu, konnte sich aber aus dem Fahrzeug befreien. Die eintreffenden Rettungskräfte flogen ihn schließlich in das Internationale Krankenhaus nach Kampala, wo die Brüche am Arm operativ stabilisiert werden konnten.
Auf dem Weg nach Uganda
Schnell war klar, dass eine adäquate Behandlung der Verletzungen vor Ort nicht möglich ist. Deshalb wurde eine Anfrage an die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung zur Repatriierung des Patienten in seine Heimat nach Deutschland gestellt. „Zu unseren Aufgaben im Vorfeld einer Repatriierung gehört die medizinische Abklärung, also die Beurteilung der Transportfähigkeit des Patienten durch einen Arzt der DRF Luftrettung. Weiterhin waren in diesem Fall Überflug- und Landegenehmigungen für Ägypten, den Sudan und Uganda notwendig. Die Crew musste aufgrund der Pandemie für die Einreise in Uganda einen negativen PCR-Test nachweisen, der am Vortag des Fluges abgenommen wurde“, erklärt Klaus von der Heydt, Gruppenleiter in der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung.
Die Besatzung startete einen Tag, nachdem die Anfrage eingegangen war, nach Uganda. An Bord: Kapitän Miles Bennett und Kopilot Christian Schaub sowie Flugarzt Dr. Johannes Meyer und Notfallsanitäterin Nicole Steiert. Ziel war der Entebbe International Airport, etwa 35 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kampala. Zwei Zwischenstopps waren geplant, der erste in Heraklion auf der griechischen Insel Kreta, der zweite in Karthum, der Hauptstadt der Republik Sudan. „Karthum war ein Highlight auf unserer Strecke nach Uganda“, erzählt Christian Schaub. „Hier fließen der Weiße und der Blaue Nil zusammen, das ist schon ein beeindruckender Blick aus dem Cockpit. 45 Grad Außentemperatur machten den Tankstopp zur körperlichen Herausforderung.“
Der Zielflughafen in Entebbe, der wichtigste internationale Flughafen Ugandas, barg ebenfalls einen besonderen Blickfang: der Anflug erfolgte direkt über den Victoriasee.
Übernahme des Patienten und Rückflug nach München
Am nächsten Tag wurde der junge Mann mit Hilfe eines Rettungstransportwagens und in Begleitung einer Mitarbeiterin der Hilfsorganisation zum Learjet der DRF Luftrettung transportiert.
„Wir übernahmen unseren Patienten um 10.10 Uhr Ortszeit. Seine Vitalparameter waren stabil“, berichtet Flugarzt Dr. Johannes Meyer. „Die seelischen Folgen des Ereignisses aber waren tiefgreifend, das war deutlich spürbar.“ Der Rücktransport nach Deutschland konnte aufgrund von optimalen atmosphärischen und klimatischen Bedingungen entlang des Nilstreifens mit nur einem Tankstopp in Luxor, Ägypten, geplant werden. Somit blieb dem Patienten ein weiterer Zwischenstopp erspart.
Nach der Landung am Flughafen München konnte er um 18.35 Uhr nach 5.950 zurückgelegten Kilometern an die Crew eines vorab organisierten Rettungswagens übergeben und in eine nahegelegene Spezialklinik gebracht werden.
Text: Claudia Ziegler, Christian Schaub (Pilot DRF Luftrettung)