Eigentlich hätte die diesjährige Expedition des Polarforschers Arved Fuchs von Island aus ins Nordmeer bereits vor Wochen starten sollen, aber die Eislage auf der geplanten Route des Forschungsschiffes Dagmar Aaen ließ ein pünktliches Auslaufen nicht zu. „Im Nachgang war das ein großes Glück. Ansonsten wäre ich jetzt vielleicht nicht mehr hier“, sagt Arved Fuchs. Vor knapp zwei Wochen platzt bei dem 69-Jährigen in Folge einer Entzündung des Dünndarms eine Arterie. Es kommt zu einer akuten Darmblutung mit starkem Blutverlust. „In dieser lebensbedrohlichen Situation hat mein Team die Lage zum Glück richtig eingeschätzt und schnell reagiert. Ich wurde auf Island direkt notoperiert und es verlief alles sehr erfolgreich.“
Sichere Rückholung dank Fördermitgliedschaft
Schnell war für seine Frau und die gesamte Forschungscrew klar, dass es für den Expeditionsleiter zurück nach Deutschland gehen soll, um sich daheim vollständig zu erholen. Sein Team sucht nach Möglichkeiten für einen Rücktransport und dabei kommt die DRF Luftrettung ins Spiel. Denn der Polarforscher ist langjähriges Fördermitglied des DRF e.V. und hat bei entsprechender medizinischer Indikation die Möglichkeit einer Auslandrückholung. Sein Team nimmt Kontakt zur Einsatzzentrale der DRF Luftrettung auf. „Ab diesem Zeitpunkt standen meine Frau und die beiden Schiffsärzte im ständigen Austausch mit der DRF Luftrettung. Die kompetente und menschliche Ausstrahlung der Ansprechpartner haben meinem gesamten Umfeld einiges an Druck genommen und Sicherheit vermittelt. Das hat ihnen in dieser stressigen Situation vor Ort sehr geholfen“, berichtet Arved Fuchs.
Start des Ambulanzfliegers nach Akureyri
Zehn Tage nach der Operation ist sein Zustand so stabil, dass eine Rückholung mit dem Ambulanzjet möglich wird. „Wir hatten gerade einen vorherigen Einsatz beendet und übernachteten in Düsseldorf, als wir für die Folgemission nach Island alarmiert wurden“, erinnert sich Christian Schaub, Co-Pilot auf dem Learjet 35A. „Das war für uns selbstverständlich kein Problem, da wir ständig mit anschließenden Aufträgen rechnen und unsere Planungen und das Equipment entsprechend dafür kalkulieren.“ Das Ambulanzflugzeug hob daraufhin in Richtung Island ab und landete nach knapp drei Stunden Flugzeit in Akureyri, einer Hafenstadt im Norden des Landes.
Professionell und menschlich: „sehr gut betreut“
Vor Ort empfängt die Crew Arved Fuchs und den Schiffsarzt Dr. Alexander Weise, die mit einem Rettungswagen direkt aufs Rollfeld gebracht wurden. „Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits wieder voll bei Bewusstsein und mein Schiffsarzt und ich wurden auf sehr angenehme Art und Weise in Empfang genommen. Auch während des dreistündigen Fluges habe ich mich sowohl von der professionellen als auch von der – leicht vergessenen, aber enorm wichtigen – menschlichen Seite sehr gut betreut gefühlt. Das tut in einer solch extremen Situation sehr gut“, schildert der gebürtige Bad Bramstedter seine Erinnerungen an den Flug.
Rückflug nach Hamburg: stabil und weitgehend schmerzfrei
Auch aus Sicht der Crew des Ambulanzfluges verlief der Einsatz problemlos. „Bei der Übernahme von Herrn Fuchs zeigte sich sein Zustand erfreulicherweise als sehr gut. Er wurde von seinem eigenen Expeditionsarzt begleitet, der wiederum unserer Flugärztin eine ausführliche Übergabe mit allen relevanten Details präsentierte. Der fast dreistündige Rückflug nach Hamburg verlief problemlos, der Patient war den ganzen Flug über stabil und weitgehend schmerzfrei“, blickt Notfallsanitäter Marc Schwehr auf die Repatriierung zurück. In Hamburg angekommen, wartet bereits ein vorab organisierter Rettungstransportwagen, der den Forscher ins Uniklinikum Schleswig-Holstein in Kiel brachte.
„Man rechnet ja nie damit“
Mittlerweile ist Arved Fuchs wieder daheim und befindet sich weiterhin auf dem Weg der Besserung: „Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Für die nächste Zeit liegt mein Fokus nun erst einmal auf meiner Gesundheit, um wieder vollständig zu regenerieren.“ Seine Genesung benötigt Zeit, der Vorfall wird allerdings keine langfristigen Folgen nach sich ziehen. „In diesem Zuge möchte ich mich daher bei allen Personen innerhalb der DRF Luftrettung, die an meiner Rückführung beteiligt waren, sehr herzlich bedanken. Man rechnet ja nie damit, dass man die Hilfe tatsächlich in Anspruch nehmen muss. Umso schöner, zu erfahren, dass einem ein so kompetenter Partner – der keine Kosten und Mühen scheut, wenn es darauf ankommt – zur Seite steht. Das gibt mir und meinem Team in Zukunft ein unbezahlbares Gefühl der Sicherheit.“
Autorin: Maren Wittmann – Referentin Medien- & Öffentlichkeitsarbeit
Co-Autor: Christian Schaub – Copilot Learjet 35A