Es ist Donnerstag gegen 16 Uhr nachmittags, als die diensthabende Crew der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung für einen ganz besonderen Einsatz alarmiert wird: einen Flug in die Republik Kongo! Für diese anspruchsvolle Mission wurde eigens der Ambulanzflugbetrieb der gemeinnützigen Organisation angefragt.
Spontan und mit einer geringen Vorlaufszeit galt es, verschiedene Maßnahmen zu treffen und bestimmte Faktoren zu berücksichtigen: Neben den üblichen Länderfreigaben, dem Organisieren von geeigneten Tankstopps sowie dem Abklären der medizinischen Parameter, musste sich die Crew zusätzlich einem COVID-PCR-Test unterziehen. Ein negativer PCR-Test ist mittlerweile für die Einreise in vielen Ländern Pflicht. Marco Bauer, Einsatzkoordinator in der Einsatzzentrale, erklärt dazu folgendes: „Die Besonderheit bei diesem Einsatz war unter anderem eine exakte Überprüfung und Beurteilung der aktuellen Lage in den entsprechenden Ländern. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie müssen wir alle neuen Einreisebestimmungen und Länder-Regularien genaustens überprüfen und entsprechend erfüllen. Hierzu zählt auch das Organisieren von PCR-Tests für die geplante Flugbesatzung.“
Die Besonderheit bei diesem Einsatz war unter anderem eine exakte Überprüfung und Beurteilung der aktuellen Lage in den entsprechenden Ländern.Marco Bauer, Einsatzkoordinator in der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung
Übernahme des Patienten in Pointe-Noire
Alles beisammen, ging es am darauffolgenden Freitag um 8.00 Uhr Lokalzeit am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden dann los. Aufgrund der langen Einsatzzeit bestand die fliegerische Besatzung aus drei Kollegen: den Kapitänen Torsten Beierlein und Miles Bennett sowie Co-Pilot Christian Schaub. Nach einer Gesamtflugzeit von knapp 9 Stunden und zwischenzeitlichen Stopps in Algerien und Nigeria, setzte der Learjet gegen 17.30 Uhr Ortszeit in Pointe-Noire auf. Die Hafenstadt liegt an der Atlantikküste in der Republik Kongo, nördlich der Grenze zu Angola. „Für mich persönlich ist es immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis, solch eine Strecke auf dem afrikanischen Kontinent zurückzulegen“, berichtet Christian Schaub. „Die Geografie, klimatische Bedingungen und Wetterphänomene sowie sozialstrukturelle Faktoren, sind immer eine ganz besondere Herausforderung.“
Nach einer kurzen Nacht im Hotel machten sich die Mediziner Dr. Thomas Kieber und Notallsanitäter Klaus Grimm mit dem Taxi auf in das nahegelegene Krankenhaus. Flugarzt Kieber erinnert sich: „Der 64-jährige Franzose war beruflich im Kongo tätig und hatte sich Anfang April mit Malaria infiziert. Er wurde in schlechtem Allgemeinzustand mit hohem Fieber stationär in einem Krankenhaus in Pointe-Noire behandelt. Leider zeigte er einen komplikativen Verlauf mit Leber- und Nierenversagen, sowie einer Verdrehung des Darms, der eine Notoperation mit Darmresektion erforderlich machte. Der Patient wurde weitere Tage auf der Intensivstation beatmet.“
Rückflug nach Frankreich
Nach pulmonaler Stabilisierung (Stabilisierung der Lungenfunktion) des Patienten vor Ort und dem Transport zum Flughafen, hob der Ambulanzjet dann am Samstag um 10.30 Uhr Ortszeit in Richtung Frankreich ab. Um den operierten Teil der Darmstruktur nicht ernsthaft zu schädigen, wurde in diesem Fall auf dem Rückflug ein sogenanntes Sealevel-Flight-Verfahren angewendet: Die Reiseflughöhe wird hierzu entsprechend reduziert, um den Kabinendifferenzdruck so minimal wie möglich zu halten. „Schon bei der Flugplanung vorab wurde dieser Faktor entsprechend berücksichtigt“, ergänzt Wolfgang Maier, Einsatzkoordinator der Einsatzzentrale der DRF Luftrettung.
Pünktlich noch vor Mitternacht landete die Crew in Frankreich. Durch eine professionelle Ausführung aller Beteiligten konnte der Patient sicher in sein Heimatland repatriiert werden.
Text: Claudia Ziegler, Christian Schaub (Pilot DRF Luftrettung)