Berufsweg unter Rotorblättern: Portrait Mirko Bär
Airworthiness Review Staff bei der DRF Luftrettung
Technik, Fortbewegung und Beschleunigung gehören im (Berufs)Leben von Mirko Bär seit jeher dazu. Wir haben mit dem Airworthiness Review Staff gesprochen und erfahren, was es braucht, um sich vom KFZ-Mechaniker zum „TÜVler für Luftfahrzeuge“ zu entwickeln.
Zielstrebigkeit, Leidenschaft und Freude am Beruf kennzeichnen den Erfolgsweg von Mirko Bär: Bereits bei der Bundeswehr wechselte er nach nur 3 Monaten in der KFZ-Instandhaltung in eine Unteroffiziersstelle als Turbinen-Triebwerks-Mechaniker für das Hubschraubermuster BO 105 (Allison 250C20B). Seitdem haben ihn die Fluggeräte nicht mehr losgelassen.
Erste Schritte auf der Erfolgsleiter
Zu den nun folgenden Schritten auf seinem Karriereweg zählten nach dem Gruppenführer der Störbehebung/Triebwerkswartung beim Heeresflieger Regiment 36 in Fritzlar die IHK-Prüfung an der Eurocopter Akademie Kassel sowie der zweite Gesellenbrief als Fluggerät-Mechaniker, Fachrichtung Instandhaltung.
Fünf Jahre arbeitete er anschließend bei einem Luftfahrtunternehmen, erweiterte dort seine Fähigkeiten und Kenntnisse und sammelte Lebenserfahrung, unter anderem bei Arbeitseinsätzen in Ägypten. Anschließend entschloss er sich dazu, den CAT B1 Prüfer-Lehrgang zusätzlich zu seiner damaligen beruflichen Tätigkeit abzuschließen. Sechs Monate unbezahlten Urlaub war ihm dieses Ziel wert. Auch die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren musste er selbst stemmen. „Höchst motiviert, bestand ich den Prüfer-Lehrgang und auch die Erstmusterprüfung beim Luftfahrt-Bundesamt für den Hubschrauber Bell 206 Jet Ranger in kürzester Zeit“, erinnert er sich.
Der Wunsch, unbedingt BO 105-Prüfer zu werden, trieb ihn darüber hinaus an. Als Prüfer und stellvertretender Technischer Betriebsleiter widmete er sich bei einem weiteren Luftfahrtunternehmen neuen Zielen: „Dort konnte ich nicht nur meinen technischen Background um die Hubschraubermuster BK 117, BO 105, EC120 und AS 350 erweitern, sondern auch meine Kenntnisse in der Menschenführung“, so Mirko Bär. Er arbeitete während dieser Zeit unter anderem für einen Kunden, den er auch beim Red Bull Air Race in Abu Dhabi unterstützen durfte – eine lehrreiche und spannende Zeit.
Es folgte eine weitere Tätigkeit in der Branche, diesmal als Mechaniker und Prüfer für die Hubschraubermuster BO 105, Bell Jet Ranger, Guimbal Cabri G2, Robinson 22 & 44, AS 350 und EC120. Fünf Jahre schließlich zeichnet er bei diesem Unternehmen verantwortlich für die Technik und CAMO.
Das schwere Erdbeben von Haiti war für Mirko Bär ein Schlüsselerlebnis in seinem Leben. Ein Wartungskunde seines damaligen Arbeitgebers war für humanitäre Einsätze im Inselstaat stationiert. „Auch ich war deshalb regelmäßig in Santo Domingo, zur Wartung der dortigen Hubschrauber. Ich erlebte hautnah den Schrecken dieser Katastrophe, da ich mehrere Hilfsflüge begleitete und vor Ort Menschen mit Nahrung und Medizin versorgte“, erinnert er sich.
Hier realisierte ich, wo und wie die Fliegerei einen wirklichen Sinn ergibt: in der Rettung.
Portrait Mirko Bär, Airworthiness Review Staff bei der DRF Luftrettung
Mirko Bär heute: Airworthiness Review Staff in der CAMO in Rheinmünster
Seit 2016 ist Mirko Bär ein geschätzter Kollege der DRF Luftrettung. Zunächst als CAMO-Engineer, nach zwei Jahren als Base Maintenance Manager und seit Januar 2020 als Airworthiness Review Staff – erneut in der CAMO – hat er sich am OPC in Rheinmünster einen festen Platz erarbeitet. „Meine schulischen Voraussetzungen waren nicht optimal, aber ich habe meine Chancen genutzt und hart gearbeitet, um da zu landen, wo ich jetzt bin“, resümiert er stolz seinen bisherigen Werdegang. In seiner Funktion als Airworthiness Review Staff ist er für die Prüfung von Luftfahrzeugen hinsichtlich ihres Zustands und Konformität mit allen Regularien verantwortlich. Die umfangreiche Prüfung ist alle 3 Jahre erforderlich. Geprüft werden müssen alle Anweisungen und Dokumentationen der Behörden, Hersteller, der CAMO, des Part-145 und des Flugbetriebs, die für das Luftfahrzeug vorliegen. Auch der physikalische Zustand wird begutachtet.
„Der Airworthiness Review Staff ist also der verlängerte Arm des Luftfahrt-Bundesamts, um die Lufttüchtigkeit regelmäßig zu prüfen und zu dokumentieren – der TÜV für Luftfahrzeuge sozusagen.“ Mirko Bär lächelt. Auch an anderer Stelle hat er sich bewährt: „Eine für mich persönlich sehr große Ehre war die Berufung zum Prüfungsratsmitglied beim Luftfahrt-Bundesamt Mitte 2019. Seither begleite und prüfe ich Mechaniker bei ihrem Schritt ins Prüferleben.“
Jede einzelne Station seines Berufslebens barg spannende und lehrreiche Momente, Erkenntnisse und Wissen, das er heute an seine Kolleginnen und Kollegen weitergibt. Unter rot-weißen Rotorblättern fühlt er sich angekommen.
Vier Buchstaben, die Flugbetrieb und Technik verbinden: CAMO
Ergänzend zum Portrait über Mirko Bär haben wir die wichtigsten Informationen zur CAMO sowie die Voraussetzungen, die eine Ausbildung zum CAMO-Engineer & Sachbearbeiter ermöglichen, zusammengetragen.
Continuing Airworthiness Management Organisation (CAMO) – was verbirgt sich dahinter?
Luftverkehrsgesellschaften mit gewerblicher Beförderung von Passagieren müssen eine Organisation zur Führung der Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit (Continuing Airworthiness Management Organisation, kurz CAMO) zulassen. Diese Organisation soll sicherstellen, dass sich die eingesetzten Flugzeuge und Hubschrauber vor jedem Flug in einem lufttüchtigen Zustand befinden. Somit bildet die CAMO das Bindeglied zwischen Flugbetrieb und Technik. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, gliedert sich die CAMO in die Bereiche Planung, Engineering, Prüfung der Lufttüchtigkeit und Qualitätssicherung.
Diese Art von Wartungs- und Prüfbetrieb wurde von der EASA definiert. In Deutschland wurden die ehemaligen Luftfahrttechnischen Betriebe (LTB) in CAMOs überführt. Die Lufttüchtigkeit der Luftfahrzeuge wird durch ARCs (Airworthiness Review Certifications) dokumentiert. Ein ARC entspricht einem ehemaligen Nachprüfschein. Die CAMO ist dafür verantwortlich ein Instandhaltungsprogramm, basierend auf den aktuellen Hersteller- und Behördenanweisungen, zu erstellen, zu pflegen und regelmäßig auf seine Wirksamkeit zu prüfen. Des Weiteren beauftragen wir luftfahrtzugelassene technische Betriebe (Part-145) zur Durchführung von Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten.
Wir besprechen, für unser Einsatzspektrum notwendige, Modifikationen mit dem Flugbetrieb und planen deren Umsetzung in Zusammenarbeit mit Part-21 (Entwicklungsbetrieb) und Part-145 (Technik). Die CAMO beobachtet stets unsere Flotte im Betrieb auf den Stationen vom Boden (OPC RHM) aus und wertet z.B. Flug- und Leistungsdaten aus, beurteilt Störungen und spricht die Störbehebungen mit der Technik, dem Hersteller oder sogar mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA) ab. Jegliche, das Luftfahrzeug betreffende, Informationen und Dokumentationen aus Technik, Flugbetrieb, Entwicklungsbetrieb, vom Hersteller, der Behörde oder Zulieferern laufen bei der CAMO zusammen und werden verarbeitet, archiviert oder weitergeleitet.
Welche Voraussetzungen braucht ein CAMO-Engineer
Interessen/Fähigkeiten:
- Leidenschaft für Sicherheit, Technik und Fliegerei sowie eine enge Verbundenheit mit der Luftfahrt und entsprechenden Sachverstand
- fortgeschrittene Englischkenntnisse
- hohes Sicherheitsdenken
Schulabschluss:
mindestens Mittlere Reife, Abitur ist von Vorteil
Ausbildung:
luftfahrttechnische Ausbildung zum Mechaniker/Avioniker, Weiterbildung zum Certifying Staff und langjährige Berufserfahrung oder Studium Luft- und Raumfahrtechnik/Maschinenbau etc.
Möglichkeiten der Weiterentwicklung:
mittleres Management (z.B. Postholder CAMO) nach einigen Jahren Erfahrung und Weiterbildung sowie pers. Eignung oder Airworthiness Review Staff