Im Einsatz können sich unsere Crews darauf verlassen, dass die Technik zu 100 Prozent funktioniert. Diesen Auftrag nimmt Auszubildende Lousia Merkel sehr ernst. Als Azubi bei den Luftrettern fühlt sie sich der Sicherheit von Besatzung und der schnellen Hilfe für Patienten verpflichtet.
Für Lousia Merkel ging ein Traum in Erfüllung. Die 21-Jährige wollte nach ihrem Abitur an Hubschraubern schrauben und Flugzeuge reparieren. Begeistert von der Technik und Mechanik des Fliegens, entstand ihr Berufswunsch bereits in der Oberstufe des Gymnasiums während eines Praktikums bei den Luftrettern.
Seit August 2019 wird sie in der Werft der DRF Luftrettung zur Fluggerätmechanikerin im Bereich Instandhaltung ausgebildet. Sie ist eine Vorreiterin, denn der technische Beruf ist immer noch überwiegend in Männerhand. Lousia brennt für ihren Job und macht sich entschieden frei von herrschenden Stereotypen. Gut so! Denn daran ist sie gewachsen, wie sie sagt. Sie wirbt für ihre vielseitige Ausbildung und identifiziert sich mit ihrem Arbeitgeber, der DRF Luftrettung. Einblicke in die Träume und Ziele einer jungen Frau, die stolz darauf ist, wenn jede Schraube hundertprozentig sitzt, für Triebwerke schwärmt und die Fasnacht liebt.
Lousia Merkel hat ohne Zweifel ihren Traumjob gefunden. Wenn sie über ihre dreieinhalbjährige Ausbildung zur Fluggerätmechanikerin bei den Luftrettern spricht, strahlen ihre Augen. Jedes ihrer Worte über ihren Job, bringt ihre Leidenschaft und Berufung zum Ausdruck. Da ist von Magie und Gänsehaut die Rede. Und mehr als das: Er ergibt für sie Sinn. Sie scheint angekommen zu sein und genau zu wissen, wo ihre Zukunft liegt: „Es ist ein tolles Gefühl, einen Hubschrauber wieder flugtauglich zu machen und zu wissen, dass die Kollegen an den Stationen auch dank meiner Arbeit sicher unterwegs sind.“
Die Initialzündung für ihre Berufswahl brachte tatsächlich das Praktikum bei der DRF Luftrettung im Jahr 2017: „Mich hat die Stimmung in der Werfthalle überzeugt. Klar ist der Ton dort manchmal etwas rauer, aber die Ernsthaftigkeit und Präzision, mit der die Kollegen an Luftfahrzeugen arbeiten, wie die Maschinen einmal komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut werden, schließlich wieder in die Luft gehen, das hat mich total begeistert“, schwärmt die Badenerin, die die rot-weiße Flotte aus direkter Nachbarschaft kennt. Bereits als Kind staunte sie voller Begeisterung, wenn sie die Fluggeräte aus der Nähe sah. Insbesondere der Hubschrauber hatte ihr Herz – bildlich gesprochen – im Flug erobert. Ein Studium nach dem Abitur kam für sie nicht in Frage, ein Bürojob ebenfalls nicht. So entschied sie sich erstmal für ein freiwilliges soziales Jahr, den sogenannten Bundesfreiwilligendienst (meist Bufdi genannt). Sie wusste, dass dies bei der gemeinnützigen Rettungsorganisation möglich ist. Mit dem freiwilligen Jahr wollte sie Zeit gewinnen, um sich intensiver mit ihren Wünschen und Zielen auseinander zu setzen und zu prüfen, ob ihr ein technischer Beruf tatsächlich liegt. Ein weiser Entschluss. Das freiwillige Jahr bei den Luftrettern am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden festigte ihren Berufswunsch, Fluggerätmechanikerin zu werden. Und auch das Werft-Team konnte sich einen Eindruck von ihren Fähigkeiten machen und bei der Gelegenheit auch gleich eventuell noch vorhandene Stereotypen von „Männer- oder „Frauenberufen“ über Bord werfen. Tatsächlich war Lousia in der Fluggerätmechanik die erste Frau, die eine Ausbildung machen wollte. „Ich konnte im Bundesfreiwilligendienst schon mal beweisen, was ich kann“, blickt sie zurück. Anfangs noch schüchtern, legte sie los, setzte sich durch und verstand sich mit den Kollegen sehr schnell sehr gut. Heute ist sie sich sicher, dass sie den Weg für andere junge Frauen geebnet hat. Lousia ist sich ihrer Vorreiterrolle bewusst, sie hat an Selbstbewusstsein dazugewonnen, erklärt sie. „Ich kann ich sein, das ist mir wichtig“, definiert sie ihre Rolle im Team. Sie habe von den männlichen Kollegen viel gelernt, vor allem an sich selbst zu glauben, so Lousia. Frauen in Männerberufen? Für Lousia selbstverständlich.
Ich konnte im Bundesfreiwilligendienst schon mal beweisen, was ich kann.Lousia Merkel, Auszubildende bei der DRF Luftrettung
Der gute Ruf der DRF Luftrettung als Arbeitgeber in der Region war ein weiteres Plus. Ihre Entscheidung habe sie keine Sekunde bereut, teilt sie mit Nachdruck mit. „Mich packt es, dass ich jeden Tag immer wieder über mich hinauswachse. Jeder Tag bringt neue Aufgaben und interessante Fälle mit sich. Mal ist es der Hauptrotor, an dem ich arbeiten darf, mal das Triebwerk. Das ist überwältigend, so viel Vertrauen in die eigene Arbeit zu bekommen“, beschreibt sie ihren Ausbildungsalltag, der nie zur Routine wird. Erst nach Feierabend realisiert sie so richtig, was sie alles erreicht hat. Die Chance dann einmal mitfliegen zu dürfen und zu sehen, dass der Hubschrauber wieder voll einsatzfähig ist, bringt den Wow-Effekt und macht sie stolz.
Damit ist sie nicht alleine: Berufsstolz ist ganz typisch in handwerklichen Berufen. Das geht aus einer nicht repräsentativen Studie der Universität Göttingen hervor, die Mitte September 2020 veröffentlicht wurde. Über 90 Prozent der befragten Handwerker geben an, stolz auf ihren Beruf und ihre Arbeit zu sein. Das trifft auch auf die junge Luftretterin zu und ist unübersehbar: „Zu wissen, dass ein technisches Teil, an dem ich gearbeitet habe, die Steuerung am Hauptrotor übernimmt, erfüllt mich mit Stolz, weil ich weiß, dass er damit bald wieder seinen nächsten Rettungseinsatz fliegen wird. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl!“