Alle für einen: grenzüberschreitender Zusammenhalt
Während der Corona-Pandemie zählt Solidarität mehr denn je und macht auch an den Landesgrenzen nicht halt: Ein Patient kehrt mithilfe der DRF Luftrettung nach erfolgreicher Behandlung in Deutschland in seine französische Heimat zurück.
Bereits zu Beginn des Frühjahrs hatte das Coronavirus Europa fest im Griff. Die DRF Luftrettung stellte in dieser Zeit eindrucksvoll unter Beweis, dass auf sie auch in Krisensituationen und grenzüberschreitend Verlass ist. So auch Ende April bei der Rückverlegung eines französischen Patienten von Dresden nach Frankreich. Das Zusammenspiel vieler Akteure trug dazu bei, dass sich sein Gesundheitszustand während der Behandlung in Deutschland deutlich verbessert hatte. Sie alle arbeiteten nun gemeinsam daran, dass er zurück in seine Heimat gebracht werden konnte. Die Expertise der DRF Luftrettung bei Patiententransporten mit Learjet und Intensivtransporthubschrauber zahlte sich in diesem speziellen Fall besonders aus.
Die Anfrage für die Rückverlegung kam von einer französischen Leitstelle, die eigens für alle Krankentransporte von französischen Patienten in ihre Heimat eingerichtet worden war. Die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung prüfte die Voraussetzungen für den Patiententransport und leitete sofort die erforderlichen Maßnahmen in die Wege.
„Die Einsätze ehemals positiv und nach Behandlung negativ getesteter Patienten und Patientinnen werden bei uns durch einen weiteren auf Corona spezialisierten Arzt abgeklärt“, sagt Dennis Wittmann, der die Verlegung als Einsatzkoordinator für den Learjet begleitete. „Diese Abklärung war Grundlage für die Einleitung des Transports mit dem Ambulanzflugzeug – die Wetterbedingungen im Bereich Dresden ließen einen Hubschraubertransport nicht zu.“ Während der Planung erkannte die Crew eine weitere Herausforderung am Zielort in Frankreich: Der nächstgelegene Flughafen lag eine Stunde per Bodentransport vom Krankenhaus entfernt. Die Koordinierungsstelle in Metz bot deshalb einen kleinen Militärflughafen direkt am Zielort an. Die dortige Landebahn war allerdings zu kurz für das Ambulanzflugzeug. „Daraufhin hatten wir die Idee, den Patienten bis nach Karlsruhe/Baden-Baden mit dem Learjet und dann weiter mit ‚Christoph 111‘ direkt in die Klinik zu befördern“, so Wittmann.
Die dadurch verkürzte Transportzeit war für den Patienten ein Segen.Dennis Wittmann, Einsatzkoordinator
Einen Tag später startete der Learjet in Dresden. Dr. Johannes Meyer begleitete die Rückverlegung in seiner Funktion als Notarzt: „Die Übergabe des Patienten erfolgte auf dem Rollfeld“, erzählt der Mediziner. Während der Fahrt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus zum Flughafen Dresden erhielt Meyer die Information, dass bei dem Patienten Bakterien mit problematischem Resistenzverhalten nachgewiesen worden seien: eine Infektionsgefahr für abwehrgeschwächte Menschen. Für die medizinische Crew des Learjets allerdings kein Problem. „Wir haben das aufnehmende Krankenhaus in Frankreich informiert“, schildert Meyer. „In einer solchen Situation müssen von einem Krankenhaus umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden.“
Thomas Münsterer, Pilot des zusätzlich in Dienst gestellten Intensivtransporthubschraubers „Christoph 111“, erzählt: „Auslandsflüge sind eher selten. Die französische Flugsicherung hat aber hervorragend kooperiert. Und auch die Zusammenarbeit mit den Flugsicherheitsbehörden war ausgezeichnet, so konnten wir immer den direkten Weg fliegen.“
„Damit jeder im Team die Krankengeschichte des Patienten kannte, erfolgte die Patientenübergabe vom Learjet an die Hubschraubercrew ‚wing to wing’ auf dem Vorfeld des Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden. Erst danach lagerten wir den Patienten in Ruhe um und trafen alle Vorbereitungen für den Flug“, erläutert Notfallsanitäter Stephan Nusser. „Hilfreich waren dabei auch die französischen Sprachkenntnisse des Notarztes.“ Während des Flugs erfolgte neben der kontinuierlichen Sauerstoffgabe auch eine permanente Überwachung des Patienten mittels EKG und Sauerstoffsättigung. Der Patient konnte schließlich erfolgreich an das Zielkrankenhaus übergeben werden.
Notarzt Dr. Meyer, der insgesamt drei Patienten auf dem Weg zurück in die Heimat begleitet hat, zeigt sich auch heute noch bewegt von diesen Erfahrungen: „Alle drei waren schwerstkrank. Keiner hatte persönliche Gegenstände oder Ausweispapiere dabei. Einer Patientin war von der deutschen Klinik ein Patiententagebuch von der Intensivstation mitgegeben worden, mit Fotos und Grüßen der dortigen Mitarbeitenden. Dies hat uns sehr berührt, weil es die emotionale Beteiligung und Unterstützung zum Ausdruck brachte."
Was hier zum Einsatz kam
- ein Ambulanzjet vom Typ Learjet 35 A
- Besatzung Learjet: zwei Piloten, Notfallsanitäterin, Notarzt
- ein Hubschrauber des Typs H145
- Crew „Christoph 111“: Pilot, Notfallsanitäter, Notarzt
- Einsatzzentrale: drei Einsatzkoordinatoren
Autorin: Eva Baumann - Pressereferentin