Christoph 53
Station Mannheim
Die am 1. Juli 1986 gegründete Station befindet sich am Mannheimer Flughafen. Es kommt ein Hubschrauber des Typs H145 mit Fünfblattrotor zum Einsatz.
DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG
Station Mannheim Fax: +49 621 4137 27 |
Betreiber
DRF Luftrettung
Einsatzzeit
von Sonnenaufgang (frühestens 7.00 Uhr) bis Sonnenuntergang
2023
1.130 Einsätze
Einsatzgebiet
Notfallorte im Umkreis von 60 Kilometern kann der Mannheimer Hubschrauber der DRF Luftrettung in maximal 15 Flugminuten erreichen.
Anforderung
Für Notfälle: Integrierte Leitstelle Mannheim
Für Intensivtransporte: Zentrale Koordinierungsstelle für Intensivtransporte Baden-Württemberg
Aufgaben
Intensivtransporte
Vorwiegend Baden-Württemberg, aber auch angrenzende Bundesländer
Notfalleinsätze
Leitstellenbereich Mannheim, Rhein-Neckar, Bergstraße, Neckar-Odenwald, Karlsruhe, Kaiserslautern, Odenwald, Ludwigshafen, Mainz, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg und Südpfalz
Personal
- Piloten der DRF Luftrettung
- Notärzte der Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg
- Notfallsanitäter der DRF Luftrettung
H145 mit Fünfblattrotor
Die H145 mit Fünfblattrotor bringt alle Vorteile des ursprünglichen Musters mit vier Rotorblättern mit, vor allem im Bereich der Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken. Zudem bietet das neue Modell eine größere Nutzlastkapazität, dank neuem Rotorsystem einen noch besseren Flugkomfort sowie ein in das Cockpit integriertes WiFi.
Medizinische Ausrüstung an Bord
HeliBlut – Blut und Blutprodukte
Bluttransfusion direkt am Einsatzort
Bei massivem Blutverlust in einer Notfallsituation kann die schnelle Verfügbarkeit von Blut und Blutprodukten direkt am Unfallort durch die ständige Verfügbarkeit im Hubschrauber lebensrettend sein. Zur Ausrüstung im Hubschrauber gehören:
- Blutprodukte (z.B. Erythrozytenkonzentrate)
- die zur Transfusion notwendige Ausrüstung
- z.T. ein Gerät zur Erwärmung der Blutprodukte
Typische Lagebilder
Um eine Verzögerung zu vermeiden, sollte bei bestimmten Lagebildern der Hubschrauber parallel zum bodengebundenen Rettungsdienst alarmiert werden:
- eingeklemmte Patienten
- komplizierte Rettung
- Verletzungen mit hohem Blutverlust wie Amputationen
- multiple offene Frakturen
- Stich- und Schussverletzungen
- … immer dann, wenn der Hubschrauber einen Zeitvorteil für die Patienten bringt
Unterstützende Maßnahmen
Bis zur Ankunft des Hubschraubers:
- äußerliche Blutungen stoppen (Druckverbände, manuelle Kompression, Hämostyptika, Tourniquet, Beckenschlinge)
- Wärmeerhalt durch Aufheizen der Rettungsmittel, Einsatz einer Wärmedecke
- Gabe von Tranexamsäure
- Permissive Hypotension erwägen, mit RR systolisch 80-90 mmHg, bei begleitendem SHT > 120 mmHg
Blutgasanalyse-Gerät
Analyse der Blutwerte für therapeutisch-taktische Entscheidungen
Das Blutgasanalysegerät epoc® von Siemens Healthineers ermöglicht es den Luftrettern, mit einer einfachen Blutprobe direkt vor Ort, relevante Informationen zu bestimmten Blutwerten des Patienten zu erhalten. Damit ergeben sich für die medizinischen Besatzungen der DRF Luftrettung wichtige Aspekte bei der Einschätzung des Zustands eines Patienten, für seine Behandlung und die Unterbringung in einer für den Patienten geeigneten Zielklinik.
Beispiele für messbare Werte
- Blutgase
- Elektrolyte
- Einschätzung der Nierenfunktion
- Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff
Beispielhafte Einsatzszenarien
- Herz-Kreislaufstillstand
- schwere Blutungen
Insbesondere bei Patienten mit einem Herz-Kreislaufstillstand tragen die Informationen aus der Blutgasanalyse zu einer erfolgreichen Wiederbelebung bei: Die Luftretter können so die Ursache für den Herzstillstand schneller eingrenzen und eine entsprechende Behandlung einleiten. Aber auch Patienten mit schweren Blutungen, wie beispielsweise beiinneren Verletzungen, profitieren vom Einsatz eines solchen Geräts, da die Ergebnisse eine zielgerichtete Gabe von Infusionenund gegebenenfalls Blutprodukten ermöglichen.
ACCD – Reanimationsgerät
Herzdruckmassage während der Reanimation mit Corpuls CPR und Lucas
Vorteile
- übernimmt die Herz-Druck-Massage während der Reanimation
- Rettungskräfte können sich auf andere Maßnahmen konzentrieren
- schnell und flexibel am Patienten einzusetzen
- unterbrechungsfreie und leitliniengerechte Reanimation gemäß den ERC/AHA-Richtlinien
- Transport im Hubschrauber unter laufender Reanimation möglich
- auch für Kinder ab 8 Jahren zugelassen
- Anpassung von Drucktiefe und Druckfrequenz auch während der laufenden Therapie möglich
Wenn das Herz plötzlich aufhört zu schlagen, sind effektive und kontinuierliche Thoraxkompressionen erforderlich, um den Blutkreislauf so lange aufrechtzuerhalten, bis die Herzfunktion des Patienten wiederhergestellt ist.
Durch die Verwendung von Reanimationsgeräten wie dem Corpuls CPR oder dem Lucas wird die Qualität der Herz-Lungen-Wiederbelebung standardisiert und Unterbrechungen der Kompressionen werden minimiert. So kann während des gesamten Transportsdie Herz-Druck-Massage aufrechterhalten werden, z.B. auf dem Weg in den Hubschrauber, während des Fluges oder bei der Übergabe in der Zielklinik. Ein enormer Vorteil, der die Überlebens- und Genesungschancen erhöht.
Videolaryngoskop
Schnelle und sichere endotracheal Intubation, Bild- und Videoaufnahmen möglich.
Vorteile
- ermöglicht schnelle und sichere endotracheal Intubation, auch unter unvorhersehbaren Bedingungen
- liefert eine durchweg klare Realzeitansicht der Fluglinie und Rohrplatzierung
- validiert für alle gängigen Aufbereitungsmethoden
Wenn Sekunden entscheiden: Mit dem Videolaryngoskop können die Rettungskräfte den Zugang zu den Atemwegen schnell und zuverlässig sicherstellen und den Patienten möglichst schonend intubieren.
Zum Einsatz kommen Standard-Macintosh- und Miller-Spatel, mit denen auch eine direkte Laryngoskopie möglich ist. Zusätzlich sind hyperangulierte Spatel für schwer zugängliche Atemwege verfügbar.
Selbst bei hellem Tageslicht bieten unser Videolaryngoskope ein kontrastreiches Bild und verfügen zudem über die Möglichkeit Bilder und Videos aufzunehmen.
Sonographie-Gerät
Mit Hilfe von mobilen Ultraschallgeräten, sogenannten Sonographie-Geräten, können Notärzte und Notfallsanitäter im Einsatzgeschehen rasch die richtigen therapeutisch-taktischen Entscheidungen treffen über:
- die medizinischen Maßnahmen am Einsatzort
- die optimale Zielklinik für die anschließende Weiterbehandlung
- das geeignete Transportmittel
Das Konzept der DRF Luftrettung – Ultraschalldiagnostik zum Notfallpatienten zu bringen – erweitert die diagnostischen Möglichkeiten enorm. Bei Bedarf kann das Sonographie-Gerät insbesondere für folgende Untersuchungen angewendet werden:
- im Herzbereich
- des Brustkorbs
- verschiedener Gefäße
- des Bauchs
Mit seinen zwei unterschiedlich geformten Schallköpfen in einer Sonde unterstützt das Gerät aber auch bei zahlreichen weiteren Ultraschallverfahren in verschiedensten Einsatzsituationen:
- Mit dem einen Schallkopf werden am besten flache,
- mit dem anderen Schallkopf tiefere Körperstellen untersucht.
Beispielhaftes Einsatzszenario
Nach einem schweren Verkehrsunfall kann bei einem Patienten der Verdacht auf innere Blutungen, die lebensgefährlich sind, mit einem mobilen Sonographie-Gerät bereits am Unfallort zuverlässig geklärt werden. Die Informationen über den Zustand des Verletzten kann die Besatzung noch am Einsatzort direkt den Ärzten im Schockraum der Zielklinik für eine optimale Vorbereitung weitergeben.
Beatmungsgerät – Hamilton T1
Vorteile
- Druckniveau der Luft individuell einstellbar
- beherrscht alle Beatmungsformen, die auch in der Klinik eingesetzt werden
- Zulassungen und Zertifikate für den Einsatz im Rettungswagen und Hubschrauber
- Beatmung von Erwachsenen, Kindern und Neugeborenen
- unabhängig von der Druckluft (Dank integrierter Hochleistungsturbine)
- nicht-invasive Beatmung und integrierte High-Flow-Sauerstofftherapie
- CPR-Beatmung
Erwachsene, Säuglinge und Kinder jeder Altersstufe – jeder Mensch hat ein eigenes Lungenvolumen. Aber jedem Patienten möchten wir die für ihn optimale Beatmung bieten – angepasst auf die individuelle, gesundheitliche Situation. Dafür verwendet die DRF Luftrettung hochmoderne Intensiv-Beatmungsgeräte wie das Hamilton T1. So kann auch während des Transports von Intensivpatienten zwischen Kliniken eine lungenschonende Beatmung fortgesetzt werden.
Roll-in-Trage
Vorteile
- kompatibel mit den meisten RTW
- Patient kann zum Hubschrauber gerollt statt getragen werden
- keine zusätzliche Umlagerung am Zielklinikum erforderlich
- Montage von zusätzlichem Equipment möglich, z.B. Beatmungsgerät, Spritzenpumpen etc.
Dank einklappbarem Fahrgestell ermöglicht die Roll-in-Trage einen noch besseren Patiententransport, denn sie entlastet die Rettungskräfte körperlich und bietet dem Patienten mehr Komfort.
Über die Station
Besonderheiten
Christoph 53 wird für den Transport intensivpflichtiger Patienten z.B. mit Verbrennungen, Schädel-Hirn-Verletzungen, Polytraumata (Mehrfachverletzungen) oder schweren internistischen Erkrankungen eingesetzt. Einsätze werden überwiegend für die Zentren der Maximalversorgung in Mannheim und Heidelberg (Unikliniken) und der BG Ludwigshafen (Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik) geflogen.
An Bord von Christoph 53 werden zudem auch Inkubatortransporte durchgeführt. Außerdem umfasst der Einsatzradius der Station die Mittelgebirgsregion Odenwald sowie die vielbefahrenen Autobahnen A5 und A6. So ist die Station Mannheim neben internistischen Notfällen hauptsächlich bei Verkehrs- und Freizeitunfällen im Einsatz. In der Notfallrettung ist der Mannheimer Hubschrauber ein unverzichtbarer Bestandteil in der Region rund um das industriell dicht besiedelte Ballungszentrums Rhein-Neckar mit über zwei Millionen Einwohnern im Dreiländereck Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz.
Als erstes Team in Deutschland wurde die Crew von Christoph 53 im Jahr 2019 komplett in der Anwendung erweiterter invasiver Notfalltechniken ausgebildet. Damit können Patienten mit hohem Blutverlust schon vor dem Transport in die Klinik stabilisiert werden – ein wichtiger Beitrag, um Leben zu retten!
Seit November 2019 führt die Besatzung im Hubschrauber Blut- und Plasmakonserven bei ihren Einsätzen mit. Die schnelle Verfügbarkeit der Blutprodukte mit dem Hubschrauber ist insbesondere für Notfallpatienten mit massivem Blutverlust entscheidend. In dieser Situation kann die Gabe von Blut- und Blutprodukten bereits am Einsatzort lebensrettend sein.
Historische Entwicklung
1986 hat die DRF Luftrettung den provisorischen Einsatzbetrieb an der Station Mannheim mit einem Hubschrauber des Typs Ecureuil AS 350 („Eichhörnchen“) begonnen. Im Jahr 1992 löste ein Hubschrauber des Typs BK 117 die bisherige Maschine ab. Ursprünglich wurde Christoph 53 als Intensivtransporthubschrauber hauptsächlich für den schnellen und schonenden Transport von Patienten zwischen Kliniken angefordert. Nur in Ergänzung zum bereits vorhandenen Rettungsdienst wurde der Mannheimer Hubschrauber auch in der Notfallrettung alarmiert. Mit einer Anordnung des Ministeriums für Arbeit und Soziales des Landes Baden-Württemberg vom 5. Juli 2005 wurden die Aufgaben der Intensivtransporthubschrauber in Baden-Württemberg erweitert. Nach dem ministeriellen Beschluss ist die Entfernung eines Luftrettungsmittels zum Einsatzort ausschlaggebend für die Alarmierung. Der Mannheimer Hubschrauber, mittlerweile ein Hubschrauber des Typs H145 mit Fünfblattrotor, wurde direkt an die Rettungsleitstelle Rhein-Neckar angebunden und für Notfalleinsätze angefordert, wenn er das Rettungsmittel darstellt, dass den Notarzt am schnellsten zum Einsatzort bringen kann. Seit April 2020 ist die neu gegründete Integrierte Leitstelle Mannheim für die Hubschrauberdisponierung verantwortlich.