Christoph 47
Station Greifswald
Die am 10. April 1990 gegründete Station befindet sich am Universitätsklinikum Greifswald. Es kommt ein Hubschrauber des Typs H145 mit Fünfblattrotor zum Einsatz.
DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG
Station Greifswald Fax: +49 3834 816 140 |
Betreiber
DRF Luftrettung
Einsatzzeit
24 Stunden
2023
1.441 Einsätze
Einsatzgebiet
Notfallorte im Umkreis von 60 Kilometern kann der Greifswalder Hubschrauber der DRF Luftrettung in maximal 15 Flugminuten erreichen.
Anforderung
Für Notfälle: Integrierte Rettungsleitstelle Vorpommern-Greifswald
Für Intensivtransporte: Integrierte Feuer- und Rettungsleitstelle Schwerin
Aufgaben
Notfalleinsätze
Landkreise Vorpommern-Greifswald, Vorpommern-Rügen, Mecklenburgische Seenplatte
Intensivtransporte
Mecklenburg-Vorpommern
Personal
- Piloten der DRF Luftrettung
- Notärzte der Universitätsmedizin Greifswald
- Notfallsanitäter der DRF Luftrettung und der Universitätsmedizin Greifswald
H145 mit Fünfblattrotor
Die H145 mit Fünfblattrotor bringt alle Vorteile des ursprünglichen Musters mit vier Rotorblättern mit, vor allem im Bereich der Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken. Zudem bietet das neue Modell eine größere Nutzlastkapazität, dank neuem Rotorsystem einen noch besseren Flugkomfort sowie ein in das Cockpit integriertes WiFi.
Medizinische Ausrüstung an Bord
HeliBlut – Blut und Blutprodukte
Bluttransfusion direkt am Einsatzort
Bei massivem Blutverlust in einer Notfallsituation kann die schnelle Verfügbarkeit von Blut und Blutprodukten direkt am Unfallort durch die ständige Verfügbarkeit im Hubschrauber lebensrettend sein. Zur Ausrüstung im Hubschrauber gehören:
- Blutprodukte (z.B. Erythrozytenkonzentrate)
- die zur Transfusion notwendige Ausrüstung
- z.T. ein Gerät zur Erwärmung der Blutprodukte
Typische Lagebilder
Um eine Verzögerung zu vermeiden, sollte bei bestimmten Lagebildern der Hubschrauber parallel zum bodengebundenen Rettungsdienst alarmiert werden:
- eingeklemmte Patienten
- komplizierte Rettung
- Verletzungen mit hohem Blutverlust wie Amputationen
- multiple offene Frakturen
- Stich- und Schussverletzungen
- … immer dann, wenn der Hubschrauber einen Zeitvorteil für die Patienten bringt
Unterstützende Maßnahmen
Bis zur Ankunft des Hubschraubers:
- äußerliche Blutungen stoppen (Druckverbände, manuelle Kompression, Hämostyptika, Tourniquet, Beckenschlinge)
- Wärmeerhalt durch Aufheizen der Rettungsmittel, Einsatz einer Wärmedecke
- Gabe von Tranexamsäure
- Permissive Hypotension erwägen, mit RR systolisch 80-90 mmHg, bei begleitendem SHT > 120 mmHg
Blutgasanalyse-Gerät
Analyse der Blutwerte für therapeutisch-taktische Entscheidungen
Das Blutgasanalysegerät epoc® von Siemens Healthineers ermöglicht es den Luftrettern, mit einer einfachen Blutprobe direkt vor Ort, relevante Informationen zu bestimmten Blutwerten des Patienten zu erhalten. Damit ergeben sich für die medizinischen Besatzungen der DRF Luftrettung wichtige Aspekte bei der Einschätzung des Zustands eines Patienten, für seine Behandlung und die Unterbringung in einer für den Patienten geeigneten Zielklinik.
Beispiele für messbare Werte
- Blutgase
- Elektrolyte
- Einschätzung der Nierenfunktion
- Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff
Beispielhafte Einsatzszenarien
- Herz-Kreislaufstillstand
- schwere Blutungen
Insbesondere bei Patienten mit einem Herz-Kreislaufstillstand tragen die Informationen aus der Blutgasanalyse zu einer erfolgreichen Wiederbelebung bei: Die Luftretter können so die Ursache für den Herzstillstand schneller eingrenzen und eine entsprechende Behandlung einleiten. Aber auch Patienten mit schweren Blutungen, wie beispielsweise beiinneren Verletzungen, profitieren vom Einsatz eines solchen Geräts, da die Ergebnisse eine zielgerichtete Gabe von Infusionenund gegebenenfalls Blutprodukten ermöglichen.
ACCD – Reanimationsgerät
Herzdruckmassage während der Reanimation mit Corpuls CPR und Lucas
Vorteile
- übernimmt die Herz-Druck-Massage während der Reanimation
- Rettungskräfte können sich auf andere Maßnahmen konzentrieren
- schnell und flexibel am Patienten einzusetzen
- unterbrechungsfreie und leitliniengerechte Reanimation gemäß den ERC/AHA-Richtlinien
- Transport im Hubschrauber unter laufender Reanimation möglich
- auch für Kinder ab 8 Jahren zugelassen
- Anpassung von Drucktiefe und Druckfrequenz auch während der laufenden Therapie möglich
Wenn das Herz plötzlich aufhört zu schlagen, sind effektive und kontinuierliche Thoraxkompressionen erforderlich, um den Blutkreislauf so lange aufrechtzuerhalten, bis die Herzfunktion des Patienten wiederhergestellt ist.
Durch die Verwendung von Reanimationsgeräten wie dem Corpuls CPR oder dem Lucas wird die Qualität der Herz-Lungen-Wiederbelebung standardisiert und Unterbrechungen der Kompressionen werden minimiert. So kann während des gesamten Transportsdie Herz-Druck-Massage aufrechterhalten werden, z.B. auf dem Weg in den Hubschrauber, während des Fluges oder bei der Übergabe in der Zielklinik. Ein enormer Vorteil, der die Überlebens- und Genesungschancen erhöht.
Videolaryngoskop
Schnelle und sichere endotracheal Intubation, Bild- und Videoaufnahmen möglich.
Vorteile
- ermöglicht schnelle und sichere endotracheal Intubation, auch unter unvorhersehbaren Bedingungen
- liefert eine durchweg klare Realzeitansicht der Fluglinie und Rohrplatzierung
- validiert für alle gängigen Aufbereitungsmethoden
Wenn Sekunden entscheiden: Mit dem Videolaryngoskop können die Rettungskräfte den Zugang zu den Atemwegen schnell und zuverlässig sicherstellen und den Patienten möglichst schonend intubieren.
Zum Einsatz kommen Standard-Macintosh- und Miller-Spatel, mit denen auch eine direkte Laryngoskopie möglich ist. Zusätzlich sind hyperangulierte Spatel für schwer zugängliche Atemwege verfügbar.
Selbst bei hellem Tageslicht bieten unser Videolaryngoskope ein kontrastreiches Bild und verfügen zudem über die Möglichkeit Bilder und Videos aufzunehmen.
Sonographie-Gerät
Mit Hilfe von mobilen Ultraschallgeräten, sogenannten Sonographie-Geräten, können Notärzte und Notfallsanitäter im Einsatzgeschehen rasch die richtigen therapeutisch-taktischen Entscheidungen treffen über:
- die medizinischen Maßnahmen am Einsatzort
- die optimale Zielklinik für die anschließende Weiterbehandlung
- das geeignete Transportmittel
Das Konzept der DRF Luftrettung – Ultraschalldiagnostik zum Notfallpatienten zu bringen – erweitert die diagnostischen Möglichkeiten enorm. Bei Bedarf kann das Sonographie-Gerät insbesondere für folgende Untersuchungen angewendet werden:
- im Herzbereich
- des Brustkorbs
- verschiedener Gefäße
- des Bauchs
Mit seinen zwei unterschiedlich geformten Schallköpfen in einer Sonde unterstützt das Gerät aber auch bei zahlreichen weiteren Ultraschallverfahren in verschiedensten Einsatzsituationen:
- Mit dem einen Schallkopf werden am besten flache,
- mit dem anderen Schallkopf tiefere Körperstellen untersucht.
Beispielhaftes Einsatzszenario
Nach einem schweren Verkehrsunfall kann bei einem Patienten der Verdacht auf innere Blutungen, die lebensgefährlich sind, mit einem mobilen Sonographie-Gerät bereits am Unfallort zuverlässig geklärt werden. Die Informationen über den Zustand des Verletzten kann die Besatzung noch am Einsatzort direkt den Ärzten im Schockraum der Zielklinik für eine optimale Vorbereitung weitergeben.
Beatmungsgerät – Hamilton T1
Vorteile
- Druckniveau der Luft individuell einstellbar
- beherrscht alle Beatmungsformen, die auch in der Klinik eingesetzt werden
- Zulassungen und Zertifikate für den Einsatz im Rettungswagen und Hubschrauber
- Beatmung von Erwachsenen, Kindern und Neugeborenen
- unabhängig von der Druckluft (Dank integrierter Hochleistungsturbine)
- nicht-invasive Beatmung und integrierte High-Flow-Sauerstofftherapie
- CPR-Beatmung
Erwachsene, Säuglinge und Kinder jeder Altersstufe – jeder Mensch hat ein eigenes Lungenvolumen. Aber jedem Patienten möchten wir die für ihn optimale Beatmung bieten – angepasst auf die individuelle, gesundheitliche Situation. Dafür verwendet die DRF Luftrettung hochmoderne Intensiv-Beatmungsgeräte wie das Hamilton T1. So kann auch während des Transports von Intensivpatienten zwischen Kliniken eine lungenschonende Beatmung fortgesetzt werden.
Roll-in-Trage
Vorteile
- kompatibel mit den meisten RTW
- Patient kann zum Hubschrauber gerollt statt getragen werden
- keine zusätzliche Umlagerung am Zielklinikum erforderlich
- Montage von zusätzlichem Equipment möglich, z.B. Beatmungsgerät, Spritzenpumpen etc.
Dank einklappbarem Fahrgestell ermöglicht die Roll-in-Trage einen noch besseren Patiententransport, denn sie entlastet die Rettungskräfte körperlich und bietet dem Patienten mehr Komfort.
Über die Station
Besonderheiten
Das Einsatzgebiet von Christoph 47 umfasst weite Teile Mecklenburg-Vorpommerns. Im Norden erstreckt sich die Ostsee, im Süden schließt sich die flache, dünnbesiedelte Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns an. Das vielfältige Terrain hat auch Einfluss auf den Einsatzalltag der Luftretter. Inseln wie Rügen, Hiddensee oder Usedom und Halbinseln wie der Darß sind einerseits am Boden beschwerlich zu erreichen und anderseits ergeben sich durch ihre geographische Ausdehnung lange Fahrten auf den Straßen. Der Zeitvorteil des Hubschraubers fällt daher besonders ins Gewicht. Die Einsätze umfassen unter anderem Unfälle an den Steilküsten, die schwer zu erreichen sind, oder Bade- und Sportbootunfälle im küstennahen Bereich.
Auch der demographische Wandel und der damit verbundene Ärztemangel auf dem Land und die Zentralisierung der Kliniken führen dazu, dass die Wege für Patienten in die geeignete Klinik immer weiter werden.
Um sicherzustellen, dass der mobilen Medizintechnik nicht der Strom ausgeht, kommt an Bord von Christoph 47 ein 230V-Inverter zum Einsatz. Dank dieses Spannungswandlers ist eine immerwährende Stromversorgung gewährleistet, die der Patientensicherheit dient: Neben 12-Volt-Anschlüssen steht damit während des Flugs eine redundante Stromversorgung zur Verfügung, die einen Ausfall dieser lebenswichtigen Geräte aufgrund mangelnder Akku-Kapazität verhindert.
Seit 2019 führt Christoph 47 als erster Rettungshubschrauber deutschlandweit optional Blut- und Plasmakonserven mit. In einem gemeinschaftlichen Projekt mit der Universitätsmedizin Greifswald hatte die DRF Luftrettung ein wissenschaftlich geprüftes Verfahren zur sicheren Nutzung von Blutprodukten in der Luftrettung erarbeitet.
Zudem sind die Luftretter der Station Greifswald seit dem 3. August 2020 auch in den Nachtstunden für Menschen in medizinischen Notsituationen im Einsatz. Damit ist die am Universitätsklinikum Greifswald angesiedelte Luftrettungsstation die elfte Nachtflug-Station der DRF Luftrettung in Deutschland sowie die erste im Land Mecklenburg-Vorpommern, die rund um die Uhr Einsätze fliegt.
Projekt InGRiP
Die DRF Luftrettung hat am Projekt „Integrierter grenzüberschreitender Rettungsdienst Pomerania/Brandenburg (InGRiP)“ teilgenommen, das mit Mitteln aus dem Programm Interreg V A der Europäischen Union gefördert wurde.
Historische Entwicklung
Am 10. April 1990 wird das Luftrettungszentrum als eines von acht in der damaligen DDR geschaffen. Die Hubschrauber des russischen Typs Mil Mi-2 starten mit der für das Notarztteam DDR-typischen Aufschrift „SMH“ (Schnelle Medizinische Hilfe). Im Oktober 1990 wird der Standort Bundeswehreinrichtung mit dem gleichen Hubschraubertyp, allerdings neuer Aufschrift: „SAR“. Am 10. April 1992 übernimmt die DRF Luftrettung den Stationsbetrieb in Greifswald. Im Frühjahr 2002 erfolgt der Umzug in einen modernen Hangar. 2018 erfolgt die Indienststellung eines neuen Hubschraubers des Typs EC145. Im April 2020 wird eine H145 als neuer Christoph 47 in Dienst gestellt und wenige Monate später, im August 2020, startet an der Station der 24-Stunden-Betrieb. Seit Ende Juni 2022 ist eine H145 mit Fünfblattrotor im Einsatz.